Zur ersten BGFZ.Live-Veranstaltung im neuen Jahr 2023 konnten wir Frau Dr. Melanie Göllner - Referentin für Arbeitspsychologie der VBG (Verwaltungs-Berufsgenossenschaft) als unsere Gastdozentin begrüßen. Sie sprach über organisationale Resilienz, was das ist, warum sie wichtig ist und wie sie gefördert werden kann.

Zunächst ist Resilienz eine Eigenschaft, die übersetzt werden kann mit Widerstandfähigkeit oder auch Anpassungsfähigkeit. Bildlich vergleichen kann man das sehr gut mit einem Bambus: Denn dieser passt sich seinen äußeren Gegebenheiten an und wächst trotz möglicher Widrigkeiten.

Für eine Person bedeutet das, dass sie zum Beispiel trotz widriger Umstände und unvorhergesehenen Hindernissen in der Lage ist, leistungsfähig zu sein oder auch gesund zu bleiben. Dieses Konzept kann ebenfalls auf den Kontext einer Organisation übertragen werden. In diesem Fall bezeichnet man sie als organisationale Resilienz. Dabei geht es nicht nur um die Resilienz der einzelnen Mitarbeitenden einer Organisation, sondern viel mehr um die Etablierung von bewussten Entscheidungs- und Kommunikationsstrategien. Allgemein gilt sowohl für die einzelne Person als auch für eine Organisation, dass Resilienz mit der Zeit erworben und auch gestärkt werden kann. Dabei sind drei Kernfähigkeiten von Bedeutung:

1.    Antizipation und Anpassungsfähigkeit

2.    Flexibilität und Schnelligkeit

3.    Innovation und Lernfähigkeit

Resilienz Felder

                            Quelle: Resilienz - Ein Fraunhofer-Konzept für die Anwendung

 

Jede dieser Fähigkeiten deckt einen anderen Bereich der Resilienz ab. So hilft Antizipation und Anpassungsfähigkeit der Organisation, neue Entwicklungen zu antizipieren und Gefahren zu identifizieren. Flexibilität und Schnelligkeit ermöglichen es, sich präventiv auf unvorhergesehene Ereignisse vorzubereiten und auf diese zu reagieren. Zuletzt hilft Innovation und Lernfähigkeit dabei, aus der Vergangenheit zu lernen und neue, innovative Wege hin zu einer stärkeren Resilienz zu gehen.

Die Corona-Krise hat gezeigt: Resilienz ist wichtig und erleichtert es einer Organisation oder einem Unternehmen, durch Krisen hindurchzukommen. Neben Ungewissheit, einer hohen Arbeitslast und den damit verbunden Folgen wie Überlastung und Krankheit haben Krisen aber auch eine große Innovationskraft. In der Corona-Zeit hat sich dies vor allem im digitalen Bereich gezeigt (Homeoffice, Homeschooling). Während allerdings in manchen Unternehmen die Krise verharmlost und ignoriert und demzufolge an bekannten Mustern festgehalten wurde, schafften es andere Unternehmen durch eine tägliche Beschäftigung mit der Problemlage, der Einbeziehung unterschiedlicher Experten in der Organisation und einer guten Top-down-Kommunikation die Verantwortlichkeiten zu verteilen und für eine breite Akzeptanz von Maßnahmen und Regeln zu sorgen. Jedoch sollte beachtet werden, dass bei komplexen Problemen wie einer Krise, mehr Regeln nicht unbedingt zu mehr Erfolg beitragen. Solche Herausforderungen müssen anders bewältigt werden.

Ein erster möglicher Schritt, um die Resilienz in einer Organisation zu stärken, ist, die drei Kernfähigkeiten zu fördern, die bereits oben benannt wurden:

Antizipation und Anpassungsfähigkeit

  • Regelmäßige Reflexionsphasen einführen:
    • Prozesse beschreiben à Was war gut? Was war schlecht?
    • Handlungsalternativen erarbeiten
  • Retrospektiven durchführen:
    • Was hat uns in der letzten Krise / im letzten Projekt geholfen?
    • Wie sind wir miteinander umgegangen? (Kommunikation, Rollenverteilung)
  • Kulturdialoge: Prävention der DGUV

Flexibilität und Schnelligkeit

  • Klare Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen:
    • Regelmäßige Besprechungen
    • Informeller Austausch
    • Bei Entscheidungen das beste Argument entscheiden lassen
    • Mitarbeitende sollen den kompletten Zusammenhang ihrer Tätigkeit verstehen

Innovation und Lernfähigkeit

  • Mitarbeitende beteiligen und einbeziehen:
    • Arbeits- oder Projektgruppen
    • Ideentreffen
  • Positive Fehlerkultur einführen:
    • Aus Fehlern kann man lernen
    • Fehler müssen ohne Furcht vor Sanktionen geäußert werden können
    • Richtig: Was hat zu diesem Fehler geführt? Falsch: Wer ist schuld?

Achtet man in einer Organisation auf die wichtigen Punkte Reflexion, Kommunikation und eine positive Fehlerkultur ist schon ein großer Schritt in Richtung Resilienz gemacht. Klar ist aber auch, dass solche Veränderungen nicht von heute auf morgen passieren und dementsprechend eine gewisse Zeit brauchen. Ein resilientes Unternehmen ist den Aufwand allerdings wert.

Für Mitgliedsunternehmen bietet die VBG außerdem Beratung, Analysen, Informationen und Qualifizierungsmaßnahmen an.

Pflanze Resilienz

 

Ihr Team der BGFZ-Koordinierungsstelle wünscht Ihnen einen reslienten Start ins Jahr 2023!