Paracelsus Klinik Zwickau setzt iPod zur Steuerung von Hirn-Implantaten ein / Technische Erweiterung der Tiefen Hirnstimulation verhilft Patienten mit Bewegungsstörungen und chronischen Schmerzen zu mehr Unabhängigkeit und Sicherheit

Das Verfahren ist eine kleine Revolution: Als eine der ersten Neurochirurgien in Deutschland setzt die Paracelsus Klinik Zwickau eine „Virtuelle Klinik“ auf dem iPod zur Fernsteuerung von Hirn-Implantaten ein. Das neue System unterstützt die Behandlung von Patienten mit Bewegungsstörungen wie Morbus Parkinson, Essentiellem Tremor, Dystonie oder Tourett-Syndrom und ist eine innovative Weiterentwicklung der Tiefen Hirnstimulation zum Ausgleich krankhafter Signalstörungen im Gehirn mittels elektrischer Impulse. Unabhängig von ihrem Standort können Arzt und Patient mit dem System über eine App via iPod, iPhone oder iPad miteinander kommunizieren und per sicherem Zugriff die Einstellungen des Implantats in Echtzeit vornehmen. Patienten profitieren dabei vor allem von der neu gewonnenen Unabhängigkeit und Bewegungsfreiheit.

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 Prof. Dr. François Alesch, Leiter des Departments Neuromodulation der Abteilung Neurochirurgie an der Paracelsus Klinik Zwickau (Foto: Paracelsus Klinik Zwickau) 

Tiefe Hirnstimulation selbst unter Kontrolle

„Das neue System erweitert die Methode der Tiefen Hirnstimulation (THS), die bereits seit den 1990er Jahren erfolgreich eingesetzt wird”, erklärt Prof. Dr. François Alesch, Leiter des Departments Neuromodulation der Abteilung Neurochirurgie an der Paracelsus Klinik Zwickau. „Mit einer minimalinvasiven Operation werden dabei den Patienten feine Elektroden im Gehirn platziert, um ein genau umschriebenes Zielgebiet elektrisch zu stimulieren. So werden krankhafte Signalveränderungen, die eine normale Hirnfunktion stören, beseitigt und die Beschwerden der Patienten deutlich gebessert.” Während früher Patienten immer wieder zu Einstellungen der so genannten Neuromodulation in eine Klinik kommen mussten, ist das mit dem jetzt neu zugelassenen System „NeuroSphere Virtual Clinic” des amerikanischen Herstellers Abbott deutlich weniger notwendig. Die Patienten können sogar mit einer eigenen Patienten-App bis zu einem gewissen Grad selbstständig Änderungen an den Einstellungen ihres implantierten Impulsgebers vornehmen. Grundlegende Einstellungen und Überprüfungen übernimmt via Fernzugriff der Arzt aus der Klinik über eine sichere Cloud- und Bluetooth-basierte Anwendung. Dabei stehen Arzt und Patient via Videokommunikation im direkten Austausch. Beschleunigt wurde die Entwicklung der neuen Technik vor allem durch die Covid-19-Pandemie, in der Patienten nach einer alternativen Einstellmethode ihrer Implantate ohne Klinik-Präsenz und erhöhtes Infektionsrisiko fragten.

Paracelsus Klinik Zwickau ist Vorreiter

„Das neue System wurde im September 2021 in Marseille weltweit vorgestellt. Wir haben uns dazu entschlossen, es als eine der ersten einzusetzen, um die bestehende hohe Kompetenz der Parkinson-Betreuung in Zwickau zu erweitern”, erläutert Prof. Alesch, der auch in Wien als Neurochirurg arbeitet. „Immerhin setzen wir seit 2015 die Tiefe Hirnstimulation sehr erfolgreich bei unseren neurologischen Patienten in Zwickau ein.” Haupteinsatzgebiet ist vor allem dort, wo medikamentöse Behandlungsansätze durch Spätkomplikationen und einen Gewöhnungseffekt an dauerhafter Wirksamkeit verlieren. „Die Tiefe Hirnstimulation ist heute schon ein Standard-Verfahren bei Bewegungsstörungen, aber auch bei chronischen Schmerzen”, erklärt Prof. Alesch. „Wir sind durch die Technik der Kernspintomographie, die hohe Kompetenz des medizinischen Personals und ein großes interdisziplinäres Expertenwissen an der Paracelsus Klinik Zwickau in der Lage, Eingriffe am Gehirn unter Narkose präzise und mit großer Sicherheit durchführen zu können.”

Botschaft an die Patienten: "Sie sind nicht allein"

Sobald es die pandemische Lage zulässt, bietet die Klinik für Betroffene und deren Angehörige eigens ein Patientenseminar an, bei dem die Technik im kleinen Kreis vorgestellt und besprochen wird. „Unsere wichtige Botschaft an die Patienten ist: Sie sind nicht allein”, so Prof. Alesch. „Mit der neuen Technik kann man sich jederzeit von überall her bei Problemen und Fragen direkt an seinen Arzt wenden. Und das ist sehr beruhigend und neben allen technischen Vorteilen sicher das größte Plus für den Patienten.” Um darüber hinaus die bessere Wirksamkeit der Implantate in Bezug auf die Nutzer auch wissenschaftlich nachzuweisen, wird sich die Paracelsus Klinik Zwickau mit ihrer Arbeit an einer Studie beteiligen, die derzeit am Münchener Universitätsklinikum Großhadern geplant wird.

Pressekontakt und Bildnachweis: Frances Enderlein Kommunikation und Marketing
Paracelsus Klinik Zwickau